Mein Amerika – Teil 1

Jemand, der mich noch nicht so gut kennt, hat mich diese Woche gefragt, was eigentlich „mein Amerika“ sei…Und ich musste erst mal überlegen. Ist nämlich gar nicht so einfach…Vor mehr als 15 Jahren war ich zum ersten Mal dort und seitdem ein paar Dutzend Mal, ohne mir mal systematisch Gedanken darüber gemacht zu haben, warum eigentlich. Deshalb jetzt: „Mein Amerika – Teil 1″…

Alles fing mit Micky und Donald an. Die aus Entenhausen. Das waren meine Freunde, als ich noch klein war, und ich war sehr oft zu Gast in ihrer Welt. Alles war sauber und mehr oder weniger geordnet: Es gab die einfachen Enten, die lustigen, die schlauen und die intriganten, manchmal auch böse, aber am Ende war man doch eine Familie und das Gute siegte immer. Alles war bunt, es gab Rieseneisbecher, das Fähnlein Fiselschweif und Donalds immerwährende Suche nach dem Glück. Natürlich gab es in den Heften auch Reklame – immer wieder auch für die beiden Disneylands in den USA. Und Preisauschreiben. Eigentlich die einzigen, bei denen ich überhaupt mitgemacht habe. Denn eine Reise nach Disneyland, ins Zuhause von Tick, Trick und Track, das war natürlich der Traum schlechthin…!!! Natürlich hab ich außer ein paar Aufklebern nie was gewonnen, aber das Ziel war damit gesetzt. Interessanterweise war Anaheim in Kalifornien für mich immer attraktiver als Orlando in Florida, obwohl dort der größere der beiden Parks liegt. Also, Kalifornien musste es schon sein.

Mitte der neunziger Jahre war es dann soweit: Zusammen mit meinem Cousin, den es vor allem wegen seines Interesses für amerikanische Serien und Spielfilme in die USA zog, plante ich die erste Reise. Internet gab es damals zwar schon, aber für die Reiseplanung war es noch wenig geeignet. Deshalb gründete mein Cousin extra ein eigenes kleines Reisebüro, um sich detailliert über Flug- und Hotelangebote informieren zu können. Die Wahl fiel dann auf die Route New York – Los Angeles San Diego – Hawaii. Fast vier Wochen lang USA. Schon der Hinflug mit Delta, damals mein erster Langstreckenflug, war spektakulär. Gleich auf dem Hinflug gab es ein Upgrade in die Business Class – völlig begeistert genossen wir den Flug auf breiten Sitzen, Essen á la carte und einem für damalige Verhältnisse technisch fortschritlichen Entertainment-System. Ankunft in JFK und erste Einreise ins Land meiner Träume. Für die Fahrt zum Hotel hatten wir die Mitfahrt in einem Shuttle-Bus nach Manhattan organisiert – der natürlich prompt in einer nicht ganz so tollen Gegend von Queens einen Motorschaden hatte. Die reale Gefahr konnte ich damals nicht einschätzen, aber der Fahrer musste schon sehr deutlich werden, als einige der Ortsansässigen sich verdächtig weit unserem Vehikel genähert hatten.
Das erste Hotel war – natürlich weit über allem, was man als standesgemäß betrachten kann – das Waldorf Astoria. Sonderangebot. Ein bißchen waren wir zuerst enttäuscht über den unscheinbaren Eingang des Hotels – aber nur solange, bis klar war, dass der Fahrer uns nur am Hintereingang des Hotels abgesetzt hatte. Die Lobby des Waldorf – spektakulär. Das Zimmer selbst eher bescheiden mit Blick auf einen Hinterhof mit Klimaanlagenmotoren, aber egal. Es ging ja um die Stadt. Und die hat mich zunächst mal völlig erschlagen. Laut, heiß, chaotisch und viel zu voll…Gigantischer als alles, was ich zuvor erlebt hatte. Erst mach und nach konnte ich mich an den Rhythmus gewöhnen und mich orientieren. Da wir damals als Studenten natürlich schon aufs Geld schauen mussten, bestand unsere Ernährung fast ausschließlich aus Fast Food, aber in jungen Jahren kommt man damit – zumindest über einen begrenzten Zeitraum – ja noch ganz gut zurecht. Es waren viele, viele Details damals, die mich fasziniert haben. Von der Eismaschine im Hotel, die ikonographischen „Walk“-Ampeln, die Subway, der Central Park, Times Square und natürlich das Empire State Building, das leckere Frozen Yogurt, spotbillige Levis-Jeans und, und, und…Als es nach ein paar Tagen wieder zurück zum JFK ging, war ich überwältigt von den Eindrücken. Jetzt ging es weiter nach Westen – Los Angeles hieß das nächste Ziel…

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Michael

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